Vortrag und Diskussion mit Dr. Michael Kolkmann, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Moderation: Dr. Andreas Schmidt, Vorsitzender des Landesparteirates der SPD-Sachsen-Anhalt
Die Parteiendemokratie der alten Bundesrepublik scheint im Abstieg befindlich. Die großen Volksparteien müssen sich den Platz in den Parlamenten mit kleineren Parteien teilen. Der Ruf von Parteien als solche ist schlecht. Die Mitgliederzahlen sinken oder stagnieren, das
Modell Mitgliedspartei steht in Frage. Auch andere Anzeichen sprechen für einen Einflussverlust der Parteien. Die rückläufige Bedeutung von Parteien als zentralem Ort der politischen Willensbildung ist offensichtlich. Diese Entwicklung fällt zusammen mit dem
Verlust der orientierenden Kraft scharf voneinander abgegrenzter Leitideen, was wachsende Schwierigkeiten bei der politisch-programmatischen Identifizierung von Parteien zur Folge hat.
Zusammen mit dem Begriff Politikverdrossenheit machte auch das Wort von der Krise des Parteiensystems die Runde. Die den Parteien verlorengehende Macht, Willensbildungsprozesse in der Gesellschaft zu steuern, scheint zum einen bei den Medien anzukommen. Die Talkshow ersetzt in den Augen vieler die parlamentarische Debatte.